PRAXISTIPS FÜR ELTERN
Fröhliches Zähneputzen
Unsere Tipps für gesunde Kinderzähne.
Von Wolfgang Ruber
Kinder und Zahnhygiene – ein wichtiges Thema für alle Eltern. Viele Dinge machen unsere Kleinen ja ganz von alleine: Süßigkeiten essen, Apfelschorle trinken und vieles mehr. Aber bei manchen Dingen bedarf es großer Überzeugungskraft und einiges an Übung, damit es zum Kinderspiel wird. Zähneputzen ist da so ein Beispiel.
Lange hielt sich die Mär, bei Milchzähnen sei es ja gar nicht wichtig, diese zu putzen. Aber weit gefehlt, denn ein mit Karies befallener Milchzahn oder gar eine entzündete Milchzahnwurzel können die Entwicklung der nachfolgenden Zähne beeinträchtigen. Und da das erste Gebiss auch bei der Ausbildung des kindlichen Kiefers entscheidend ist, können durch die Vernachlässigung der Zahnhygiene sogar Spätfolgen wie ein Sprachfehler begünstigt werden.
Die noch weichen Milchzähne sind zudem einer größeren Belastung ausgesetzt: Zucker aus Lebensmitteln, Früchten oder Getränken hat gemeinsam mit Bakterien leichtes Spiel, den kindlichen Zahnschmelz anzugreifen und womöglich Karies zu verursachen. Nur durch Zähneputzen bleiben die Zähne ihres Kindes gesund, nur durch Zähneputzen können Zahnbelag und Speisereste richtig entfernt werden.
Experten raten – und dieser Empfehlung schließen wir uns uneingeschränkt an – mindestens zwei Mal täglich die Zähne zu putzen. Für die Kleinen (ab dem ersten Milchzahn, auch wenn noch gestillt wird) sollten jeweils morgens und abends zwei Minuten Zähneputzen ausreichen (für uns Große – nur zur Erinnerung: jeweils vier Minuten). Wichtig ist es dabei, jeden einzelnen Zahn mit einer weichen Kinderzahnbürste von allen Seiten und mit der passenden Zahncreme zu putzen. Besonders wichtige Stellen sind die hinteren Kauflächen der Backenzähne und wie immer die Zahnzwischenräume.
Schön ist es, wenn diese tägliche Routine wie selbstverständlich vonstattengeht. Dafür sollten Sie Ihr Kind von Anfang an motivieren, alles selbst auszuprobieren und bis zum Alter von etwa neun Jahren kontrollieren und nachputzen. Als Faustregel gilt, dass wir auf das Nachputzen verzichten können, sobald unser Kind in der Lage ist, sich selbst die Schuhe zu binden. Wie schaffen wir es aber, dass diese tägliche Routine unserem Nachwuchs auch noch Freude bereitet?
Dafür haben wir Experten befragt und uns hier in der Redaktion umgehört und ein paar (selbst erprobte) Tipps für Sie zusammengestellt.
„Laissez faire ist OK“
SEIEN SIE VORBILD
Eigentlich nichts Neues, aber auch beim Zähneputzen hilfreich. Stellen Sie sich mit Ihrem Kind vor den Spiegel und putzen sich gemeinsam die Zähne. Grimassen sind dabei erlaubt, gerne gesehen und durchaus zielführend. Dies ist vor allem hilfreich, wenn Ihr Kind sich zum ersten Mal die Zähne putzt. Wenn diese Routine erst einmal etabliert ist, brauchen Sie sicherlich nicht jedes Mal mitzuputzen.
LAISSEZ FAIRE IST OK
Ja, am Anfang wird Ihr Kind nur auf seiner Zahnbürste herumkauen. Am Anfang wird Schaum heruntergeschluckt und Ihr Kind möchte sich nur für höchstens 15 bis 30 Sekunden selbst die Zähne putzen. Bitte haben Sie Geduld – all das ist vollkommen in Ordnung und kein Grund für Ermahnungen. Gehen Sie es spielerisch an, es ist erst einmal wichtig, dass Ihr Kind sich an die Routine am Morgen und am Abend gewöhnt und mit Spaß und Freude seine Zähne putzt. Sie sind ja immer dabei, kontrollieren das Ergebnis und putzen jedes Mal nach. Sie werden sehen, der eigene Anspruch Ihres Kindes, auch „richtig“ zu putzen kommt dann schon ganz von alleine. Und solange Ihr Kind das Putzen noch übt (und dabei Schaum schluckt) sollten Sie auf fluoridfreie Produkte („Safe to swallow“) zurückgreifen. Mehr zum Thema Fluorid finden Sie hier.
ERKLÄREN SIE ALLES
Auch dieser Tipp fällt eher in die Kategorie Selbstverständlichkeit. Erklären Sie Ihrem Kind, warum Zähneputzen so wichtig ist. Erfinden Sie lustige Geschichten wie zum Beispiel die von Karius und Baktus oder ähnlichen kleinen Bakterienmonstern, die sich gerne an Kinderzähnen festklammern, dort Schäden anrichten und die es wegzuputzen gilt. Orientieren Sie sich dabei aber am pädagogischen Grundsatz: lieber „loben, loben, loben“, statt Drohungen und mögliche Angstszenarien aufzubauen.
MACHEN SIE ES ANSCHAULICH
Für etwas ältere Kinder können Sie einen Zahnbelag-Test veranstalten. Dafür gibt es Plaque-Test-Tabletten. Lassen Sie Ihr Kind eine dieser Tabletten vor dem Zähneputzen zerkauen und danach die Zähne putzen, der jetzt auf den Zähnen gegebenenfalls noch vorhandene Belag verfärbt sich eindrucksvoll lila. Mit einem Blick in den Spiegel sieht Ihr Kind nun selbst, an welchen Stellen noch nicht richtig geputzt wurde und wo noch besser geputzt werden muss. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind die Tabletten wirklich zuverlässig ausspuckt und nicht schluckt – daher empfehlen wir diesen Test für ältere Kinder. Nichts ist wirkungsvoller, als es selbst zu erleben und damit mehr zu verstehen.
FORCIEREN SIE DIE ZEIT
Bei manchen Kindern mag es hilfreich sein, der täglichen Routine einen zeitlichen Rahmen zu geben. Also besorgen Sie sich eine Sanduhr, nehmen Sie einen Wecker oder den Timer Ihres Handys zur Hilfe – vielleicht haben Sie ja sonst ein lustiges Instrument zum Zeitstoppen in Ihrem Haushalt. Und solange der Sand rieselt, der Zeiger tickt oder der Timer läuft wird geputzt. Das lenkt ab und es gilt, eine wichtige Aufgabe in begrenzter Zeit zu erledigen. Bei manchen Kindern weckt das den Wettkampfgeist und führt im Ergebnis zu sauberen Zähnen.
GEWÄHREN SIE MITSPRACHE
Ob beim Kauf der eigenen Zahnbürste oder der Wahl der Zahncreme, geben Sie Ihrem Kind die Möglichkeit selbst zu entscheiden. Wenn Ihr Kind seine Zahnbürste selbst aussuchen durfte – nach einer durchaus sinnvollen Vorselektion durch die Eltern – wird es diese beim Zähneputzen auch gerne verwenden. Und auch die Investition in zwei bis drei unterschiedliche Kinder-Zahncremes zahlt sich aus (über die Haltbarkeit brauchen Sie sich nicht zu sorgen – das sind meist mindestens 12 Monate bis zu drei, vier Jahren). Wenn Ihr Kind dann wählen darf, ob es heute Banane, Erdbeere oder die Zahncreme mit der Rakete drauf sein soll – und eben nicht nur die von Ihnen vorgegebene Zahncreme verwenden muss – dann macht es Spaß, dann darf man selbst entscheiden und dann wird das Zähneputzen zum Kinderspiel.
