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Fluorid – Wunderwaffe oder Weltverschwörung?
Über das Für und Wider des meistdiskutierten Inhaltsstoffes
Von Wolfgang Ruber
Beim Thema Fluorid scheint es nur ein Entweder-oder zu geben. Entweder: Hoffnung auf umfassenden Kariesschutz oder Angst vor einer schleichenden Vergiftung und Verdummung der Menschheit. Wir möchten an dieser Stelle informieren und die drängendsten Fragen rund um Fluorid beantworten.
WAS IST FLUORID?
Zum Einstieg ein wenig basale Chemie: Fluorid ist nicht gleich Fluor. Fluorid ist natürlichen Ursprungs und in der Natur in Form von Salzen sehr verbreitet. Diese Salze finden sich in Wasser und Gesteinen – weniger in Wiesen- und Ackerflächen, wodurch Fluorid auch kaum in unseren pflanzlichen und tierischen Nahrungsmitteln enthalten ist. Eine höhere Fluorid-Konzentration gibt es in Meerestieren (dort allerdings vor allem in den Gräten), in Trinkwasser aus vulkanischen Böden (mehr als 0,75 mg) sowie in schwarzem und grünem Tee (je nach Aufguss bis zu 3 mg). Deutsches Trinkwasser enthält zu mehr als 90 % eine geringe Fluoridmenge von weniger als 0,3 mg Fluorid/Liter.
WIE WIRKT FLUORID IM KÖRPER?
Im menschlichen Körper befinden sich 2-5 g Fluorid, die zu 95 % fest in Knochen und Zähnen gebunden sind. Es gibt keine beobachteten Mangelerscheinungen von Fluorid – das heißt: kein Körper braucht zwangsläufig die Zufuhr von Fluorid. Doch wir alle nehmen Fluorid über Essen, Trinken und eben auch Zahncreme zu uns.
Fluorid ist in der Zahnmedizin so beliebt, da es den Aufbau von Knochen und Zahnschmelz stimuliert und fördert. Für den Zahnschmelz funktioniert das folgendermaßen: Chemisch betrachtet ist der Zahnschmelz aufgebaut wie ein Gitter, in dessen Lücken Mineralien eingelagert sind. Durch Bakterien und Säuren werden diese sukzessive aus dem Gitter unseres Zahnschmelzes herausgelöst. Fluorid hat sich da nicht nur als Schutzfilm gegen eben solche Säureangriffe bewährt, sondern begünstigt aus Sicht der Schulmedizin den Einbau neuer Mineralien (Kalzium und Phosphat) durch die so genannte ‚Reminialisierung’ des Zahnschmelzes.
WARUM EIGENTLICH FLUORID?
Einfach gesagt und etwas verkürzt soll Fluorid unsere Zähne schützen und widerstandsfähiger machen. Denn unser Zahnschmelz wird, je nachdem welche Nahrungsmittel und Flüssigkeiten wir zu uns nehmen, in unterschiedlichem Ausmaß angegriffen: Je zuckerhaltiger die Lebensmittel, desto größer die Zerstörung. Der Zucker aus unserer Nahrung wandelt sich im Mundraum zu Säure, die die im Zahnschmelz enthaltenen Mineralien angreift. Wird hier nicht gegengesteuert, besteht die Gefahr der Entkalkung des Zahnschmelzes als Kariesvorstufe. Ohne Zähneputzen kann die Verbreitung der Karies nur schwer reguliert werden, als Konsequenz kann Karies weiter in das Zahnbein (Dentin) vordringen und die Zähne dauerhaft schädigen.
„Der natürlichste Kariesschutz ist unser Speichel.“
IST FLUORID ALTERNATIVLOS?
Interessant dabei ist, dass Fluorid bei weitem nicht die einzige Maßnahme ist, wie sich die Gefahren von Karies eindämmen lassen. Die einfachste und natürlichste Quelle ist unser Speichel. Mit seiner natürlichen Schutzfunktion können Säuren neutralisiert und Mineralien den Zähnen zugeführt werden. Am besten funktioniert dies, wenn sich möglichst wenig Belag auf den Zähnen befindet und so der Speichel die Zähne sanft umspülen kann. So kann beispielsweise auch das Kauen eines Kaugummis (zuckerfrei!) dazu beitragen, den Säurehaushalt in unserem Mundraum zu regulieren.
Am gesündesten für unsere Zähne ist es selbstverständlich, wenn wir nach jedem Essen und der Einnahme süßer Nahrungsmittel die Zähne putzen. Wobei auch hier Differenzierung gefragt ist, denn gerade der Genuss von säurehaltigen Lebensmitteln (Zitrusfrüchte, Fruchtsäfte) kann gefährlich für das Zahnbein werden. Dann muss auf das sofortige Zähneputzen verzichtet werden, da unsere Zähne durch die Säuren bereits angegriffen wurden, kann sofortiges Zähneputzen noch größeren Schaden anrichten. So sollte mit dem gründlichen Zähneputzen noch gewartet werden. Am besten sofort nach Verzehr die Zähne mit Wasser ausspülen, mindestens eine halbe Stunde warten und erst dann die Zähne putzen.
Die große Stärke des Fluorids ist seine remineralisierende Schutzwirkung. Trotzdem konnten sich alternative Inhaltsstoffe in der Zahnmedizin etablieren. Alle Inhaltsstoffe mit antibakterieller und karieshemmender Wirkung können grundsätzlich als Alternative zu Fluorid verwendet werden. Wie beispielsweise Aloe Vera, der dies nach einer Studie der Yenepoya Universität in Mangalore aus dem Jahr 2009 wissenschaftlich attestiert wurde. Experten der US-amerikanischen Academy of Generel Dentistry bestätigen die Vorteile der Aloe Vera. Daneben existieren viele Zahncremes, die auf größtenteils natürliche Alternativen setzen. Beispielsweise Anis, Fenchel, Kurkuma, Australischer Teebaum, Kamille, Walnuss, Thymian, Wilde Malve, Indischer Wassernabel oder das aus der Kakaobohne gewonnene Theobromin, dass unter dem Namen Rennou weiterentwickelt und patentiert wurde. Und diese Liste ließe sich beliebig verlängern.
Kurz zum Inhaltsstoff Rennou, dieser findet sich nur in den Zahncremes des nordamerikanischen, akademischen Spinn-offs Theodent, das unter diesem Namen drei unterschiedliche Zahncremes vertreibt. Die remineralisierende Wirkung von Rennou wird durch Studien der Tulane Universität, der LSU School of Dentistry, der University of New Orleans, der Marmara University Dental School, der University of Texas in San Antonio sowie der ADA Foundation (American Dental Association) bestätigt – alles renommierte Institutionen, die unser Vertrauen genießen.

„Die Dosis macht das Gift.“
WIE GIFTIG IST FLUORID?
„Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis macht’s, dass ein Ding kein Gift sei.“ So formulierte Paracelsus, der berühmte Arzt des Mittelalters, die simple Wahrheit, die heute schon sprichwörtlich geworden ist: „Die Menge macht das Gift!“. Die sicher toxische Dosis (Certainly Toxic Dose, CTD) bei Fluorid liegt bei 32 bis 64 mg Fluorid pro Kilogramm Körpergewicht – bei Kindern bei 16 mg pro Kilogramm – bei Kleinkindern liegt die wahrscheinlich toxische Dosis (Probably Toxic Dose, PTD) bei 5 mg Fluorid pro Kilogramm Körpergewicht.
Wenn wir von einer Tube Zahnpasta von 75 ml (ca. 100 g) und einer Fluoridkonzentration von 1000 ppm (parts per million, Teile einer Million) ausgehen, enthält die Zahncreme 100 mg Fluorid. Wenn wir konservativ rechnen, bedeutet dies: Ein Erwachsener von 80 kg müsste Zahncreme aus 25 Zahnpasta-Tuben essen, um eine giftige Menge zu sich zu nehmen. Bei einem Kleinkind von 15 kg Körpergewicht wären es über eineinhalb Tuben (mit 500 ppm Fluorid wie bei den meisten Kinderzahncremes üblich), die komplett verspeist werden müssten.
In dem eher unwahrscheinlichen Fall einer aktuen Fluoridvergiftung kann man sich auf Symptome wie starke Schmerzen in Magen, Darm und hinter dem Brustbein, Krämpfe, Bewusstlosigkeit und schwere Stoffwechselstörungen einstellen. Calciumgluconat ist ein Antidot gegen Fluoridvergiftungen. Als Erste-Hilfe-Maßnahme empfehlen sich auch andere calciumhaltige Mittel wie zum Beispiel Milch.
„Fluorid macht krank und dumm – meinen die Kritiker.“
WIE ARGUMENTIEREN DIE KRITIKER?
Die Angst vor einer schleichenden Vergiftung der Bevölkerung mit Fluorid und vor negativen Wirkungen von Fluorid ist weit verbreitet. Dabei wenden sich die Kritiker vor allem gegen die „Zwangsmedikation“ durch Fluorid im Trinkwasser. Die zwei Kernthesen der Kritiker lauten:
– Fluorid macht krank: Das toxische Potenzial von Fluorid haben wir oben geklärt. Und in der Tat kann Fluorid als Zellgift wirken und Knochenzerfall fördern. Die zentrale Frage dabei ist jedoch: Ab welcher Menge ist Fluorid schädlich? In Deutschland ist das Trinkwasser nicht fluoridiert und weltweit nimmt zudem die Bedeutung von Trinkwasser als Flüssigkeitszufuhr ab. Eine unbewusste Vergiftung mit Fluorid ist daher sehr unwahrscheinlich. Zudem kann der überwiegende Teil der wissenschaftlichen Studien keine karzinogene Wirkung von Fluorid feststellen.
– Fluorid macht dumm: Fluorid-Kritiker verweisen oft auf Studien, die vermeintlich belegen, dass Fluorid die kognitive Entwicklung von Kindern beeinträchtigt. Insbesondere eine Harvard Studie „Impact of fluoride on neurological development in children“ wird oft zitiert. In der Studie, einer Meta-Anlyse aus 27 Einzelstudien, wurde die kognitive Entwicklung von Kindern aus chinesischen Dörfern verglichen. Das Resultat: Kinder aus Gebieten mit hohem Fluoridgehalt im Trinkwasser hatten im Durchschnitt einen um sieben IQ-Punkte niedrigeren IQ. Doch so eindeutig, wie die Fluorid-Kritiker meinen ist das Ergebnis nicht, denn die untersuchten Kinder waren neben einer hohen Fluorid-Belastung auch anderen toxischen Substanzen wie Quecksilber und Blei ausgesetzt, die den „chemical brain drain“ mit verursachen. Die Autoren sagen zwar, dass die Risiken von Fluorid für das sich entwickelnde Kindergehirn nicht ignoriert werden dürfen, dennoch erklärt der Autor der Studie Philippe Grandjean selbst: “Fluoride seems to fit in with lead, mercury, and other poisons that cause chemical brain drain … the effect of each toxicant may seem small, but the combined damage on a population scale can be serious, especially because the brain power of the next generation is crucial to all of us.”. Daraus kann nur schwerlich auf eine verdummende Wirkung des Fluorids aus unserer Zahncreme geschlossen werden.

„Ein Hoch auf die Wissenschaft – und den Genuss.“
WIE HALTEN WIR ES MIT FLUORID?
Empfehlen wir somit nur Zahncreme mit Fluorid? Nein. Und warum auch: Es gibt alternative Inhaltsstoffe mit antibakterieller und karieshemmender Wirkung – wie Kurkuma, Aloe Vera, Rennou und viele weitere wirksame Inhaltsstoffe.
Und wir sind davon überzeugt, dass eine regelmäßige, reflektierte und ausdauernde Dentalpflege das Beste für unsere Zähne ist. Verwenden Sie eine Zahnbürste, die richtig putzt und eine Zahncreme, die Ihnen schmeckt und Ihnen Freude bereitet. So nutzen Sie Ihrer Gesundheit am meisten. Ob mit oder ohne Fluorid ist dabei nebensächlich.
